Vermittlungsablauf

Die 7 B zum Bund des Lebens

Aufgrund der Tatsache, dass wir nicht nur Herdenschutzhunde in der Vermittlung haben, was schon Herausforderung genug wäre, sondern zum Großteil Herdenschutzhunde mit einer besonderen Vergangenheit und dementsprechenden Special Effects , gestaltet sich auch der Vermittlungsablauf so individuell wie Hund und neuer Halter es eben benötigen.

Es ist unmöglich einen typischen Vermittlungsablauf zu schildern, denn es gleicht keine Vermittlung der anderen. Wir holen Hund und neuen Halter genau dort ab wo sie sich im hier und jetzt befinden, und begleiten sie aufmerksam und geduldig auf ihren gemeinsamen Weg in die Zukunft.

Sehr oft lese ich auf Vermittlungsplattformen welche auch HSH anbieten den Zusatz“ nur in erfahrene Herdenschutzhundehände zu vergeben“. Nun wo soll man HSH Erfahrung sammeln, wenn man als „Neuling“ erst gar nicht die Möglichkeit bekommt seinen ersten HSH zu bekommen? HSH Erfahrene Halter, werden üblicher Weise nicht geboren und fallen schon gar nicht vom Himmel. Natürlich ist ein HSH KEIN Hund für Jedermann und jeder Ort , sollten jedoch die Voraussetzungen stimmen- Wohnort, Grundfläche, Persönlichkeit, Charakter usw. finden wir, könnte man sich die Mühe machen und auch „HSH Anfängern“ die Chance bieten sich vielleicht einen lang ersehnten Lebenswunsch zu erfüllen. Freilich setzt es da einige Komponenten voraus, welche diese „Neuen“ mitzubringen haben. Unter anderem wäre da die aufrichtige Bereitschaft sich auf das Gebiet Herdenschutzhundehaltung intensiv einzulassen. Das Ablegen gewisser eingebrannter Glaubenssätze, das brennende Feuer im Herz für genau diese Hunde, viel Zeit und Geduld miteinander zu wachsen, der Wille und die Akzeptanz das Wesen der HSH zu verinnerlichen und zu lernen was Freundschaft bedeutet. Selbstkritisch zu werden und statt andere, sich selbst mal zu hinterfragen. Eine schon fast übertriebene Portion Humor und einen Kübel Frustrationstoleranz sollte man idealer Weise auch noch mitbringen. Und dann… findet vielleicht genau der eine HSH seinen einen „NEUEN“- Besitzer.

Vermittlungsverlauf

Im Vermittlungsverlauf, haben wir für uns, unsere Hunde und die neuen Halter durch unsere langjährigen Erfahrungswerte ein eigenes Konzept erarbeitet. Natürlich möchten wir dieses nicht als non plus ultra darstellen, können jedoch mit sauberem Gesicht transportieren, dass wir in all den Jahren noch keinen „Rückläufer“ gehabt haben und unsere vermittelten Hunde auf ihren Lebensplätzen geblieben sind. Auch besteht immer wieder Kontakt zu allen vermittelten Hunde/Haltern . Wir freuen uns immer riesig, wenn wir auch nach Jahren immer wieder Bilder und Storys geschickt bekommen und so auch merken, dass wir nachhaltig und in guter Erinnerung geblieben sind.

Unser Konzept besteht aus 7 B:

B – Bauchgefühl

Schon beim Erstkontakt, sei es durch eine Mail, ein Telefonat oder ein persönliches Kennenlernen entsteht intuitiv ein Gefühl, eine Emotion zu dieser Person. Manchmal weiß man im ersten Augenblick schon „das passt“ ohne die Person näher kennengelernt zu haben. Manchmal hat man aber auch ein mulmiges Gefühl ohne es direkt benennen zu können. Wir vertrauen sehr auf unseren Bauch und sind dankbar dass dieser uns in Zusammenarbeit mit unserem Kopf hilft die richtige Auswahl zu treffen. Auch meint unser Bauchgefühl, dass gewisse Anfragen, vor allem welche mit dem Einstiegssatz:“ Was kostet der?“, „Den einen mit dem süßen schwarzen Gesicht nehm ich!“ , „Wie ist der Preis?“, „Kann man die zum Kämpfen verwenden?“ , „Kann ich mit dem Unterordnung, Agility, Schutzdienst oder so etwas machen?“ zwar von uns beantwortet werden, auch um den Anfragenden gewisse Grundhaltungen zu erklären, diese Interessenten jedoch nicht als potentielle Partner für unsere Hunde in Frage kommen.

B- Bereitschaft

Beim näheren Kennenlernen liegt uns sehr am Herzen die Bereitschaft der Interessenten zu erfragen. Welche Bereitschaft wird mitgebracht sich intensiv und ausgiebig mit dem jeweiligen Hund auseinanderzusetzen. Welche Bereitschaft besteht einem Hund mit special needs den Raum zu geben den er braucht? Was ist man bereit für das harmonische Zusammenleben zu tun? Wie viel ist man bereit Zeit zu investieren? Besteht die Bereitschaft mit dem neuen Familienmitglied durch dick und dünn zu gehen? Ist man bereit eine Herausforderung anzunehmen und auch bereit bei Rückschritten dranzubleiben? Gibt es die Bereitschaft, sich Anleitungen und Empfehlungen mit Offenheit zu Herzen zu nehmen und sie durch Eigenarbeit so zu gestalten, dass sie auf die Individualität von Mensch und Hund angepasst werden können? Besteht die Bereitschaft selbstwirksam und selbstdenkend zu werden? Ist man bereit neue Wege zu gehen, wenn man merkt die gewohnten passen nun nicht mehr? Ist man bereit die Verantwortung zu übernehmen? Bereit?

B- Beratung

Ein nächstes sehr wichtiges B ist die Beratung. Und damit meinen wir nicht uns lehrerhaft und oberschlau vor den Interessenten hinzustellen und einen Vortrag über die Geschichte und das Verhalten der Herdenschutzhunde und den „richtigen“ Umgang mit diesen zu halten. In der Hoffnung der Interessent würde uns dann mit Hochachtung auf ein Podest heben und uns sektenmäßig zu Füßen liegen. Nein – Beratung bezieht sich auch das gemeinsame herausfinden welcher Hund passt nun wirklich zum jeweiligen Interessenten. Wir sind kein Katalog den wir aufschlagen, uns diese oder jene Ware ansehen, mit dem Finger darauf zeigen um dann zu entscheiden „das will ich“. Wir sind auch nicht E-Bay wo der Höchstbietende den Zuschlag bekommt. Unsere Hunde sind NICHT verkäuflich denn Freunde VERKAUFT man nicht! Beratung bedeutet auch ehrlich auf die Eigenheiten des jeweiligen Hundes einzugehen und Pläne und Strategien zu entwickeln wie damit umzugehen ist. Beratung ist Ganzheitlich und das Wohl des Hundes steht in jeder Beratung im Vordergrund.

B- Basis

Eine tragfähige Partnerschaft funktioniert nur mit einem stabilen Fundament. Hierbei spielt die Kommunikation eine wichtige Rolle. Wenn man sich gegenseitig nicht versteht, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Dies ist ganz leicht auf die menschliche Konversation umzumünzen. Wie oft geschieht es, dass einer etwas sagt, der andere aber ganz etwas Anderes hört? Wie schnell kommt es da zu einem Konflikt obwohl niemand etwas Böses gewollt hat? Wenn wir es nicht schaffen eine gemeinsame Sprache zu finden, eine Ebene die Gesagtes, Gehörtes und Verstandenes verbindet, kommunizieren wir zwar, aber meist aneinander vorbei. Bei unseren praktischen Basisübungen wird gemeinsam die Sprache des Gegenübers beobachtet und zu deuten gelernt. Körpersprache und Ausdrucksverhalten des jeweiligen Hundes sind Voraussetzung einer Kommunikationsbasis. Eine weitere wichtige Rolle spielt auch das Basiswissen über die jeweilige Hunderasse und den jeweiligen Charakter. Dieses wird durch uns auch vertiefend besprochen.

B- Bindung

Mensch und Hund haben unterschiedlichste Bindungsmuster und Bindungsverhalten. Bindung ist nicht mit Beziehung gleichzusetzen und auch nicht Teil jeder Beziehung. Bindung ist definiert als das Aufrechterhalten der Nähe zu einer Fürsorgeperson und dazugehörigem Fürsorgeverhalten dieser Person. Verhaltensweisen wie hinterherlaufen, Augenkontakt aufnehmen oder Pfoten ausstrecken, welche die Intention haben Nähe zu intensivieren gehören zum Spektrum des Bindungsverhaltens. Die Gehirne der Hunde schütten, wie auch unsere einen Cocktail von belohnenden und beruhigenden Hormonen aus, wenn diese Verhaltensweisen gezeigt werden. Das wohl bekannteste und vorwiegend mit Bindung/Fürsorge verbundene Hormon ist Oxytocin. Die theoretischen Gespräche über Bindung und Bindungsmuster- sowie auch das praktische Erkennen der Bindungsangebote durch den Hund ist ein weiterer Schritt in unsrem Vermittlungsablauf.

B- Beziehung

Beziehung ist ein weit dehnbarer und subjektiv bewerteter Begriff. Der Erfolg zwischen Mensch-Hund Beziehung liegt an der Zusammensetzung mehrerer Bausteine. Einem Zusammenspiel der Persönlichkeiten. Empathie, Emotion und Fürsorgeverhalten tragen einen weiteren wichtigen Teil zu einer tragfähigen Beziehung bei. Beziehung entsteht nicht von heute auf morgen- auch wenn die Gefühlslage einem anderes vorgaukeln vermag. Gemeinsame positive und auch negative Erlebnisse prägen eine Beziehung. Daher ist es auch nach stimmiger Vermittlung wichtig, immer wieder auch von außen die Beziehungsentwicklung zu betrachten und im Besten Fall auch „befeedbacken“ zu lassen.

B- Begleitung

Eine erfolgreiche Vermittlung beendet unsere Arbeit nicht. Wir handeln nicht nach dem Motto :“ Aus den Augen, aus dem Sinn.“ Im Gegenteil. Manchmal beginnt gerade nach der Vermittlung erst die intensive Zusammenarbeit. Ein HSH der bereits mit einem vorhandenen Störungsbild ( Traumatisierungen, Beißvorfälle, Deprivationssyndrom odgl.) zu uns in Betreuung kam, kann sich nach der Vermittlung in sein neues Zuhause dort ganz anders präsentieren als er es bei uns getan hat. Die Möglichkeit des Zurückfallens in alte Verhaltensmuster ist keine Seltenheit. In solchen oder ähnlichen Situationen ist es für uns sehr wichtig Hund und neuen Halter dementsprechend zu begleiten und auch zu stabilisieren. Manchmal ist es auch hilfreich einfach nur „anwesend“ zu sein um Hund und Halter Sicherheit zu geben. Ein unsicherer Besitzer fördert die Unsicherheit des Hundes. Aber auch umgekehrt. Bei allen eventuell auftretenden Fragen, stehen wir selbstverständlich zur Verfügung. Auch wenn die Vermittlung schon Jahre her ist. Es wird bei uns niemand im Regen stehen gelassen.

Wie anhand dieser Beschreibung zu erkennen ist, gestaltet sich eine Vermittlung bei uns nicht wie das bekannte;“ KOMMEN- ANSEHEN-MITNEHMEN-GEHEN“

Es sind teilweise ( eben je nach Individualität der Hunde und des Menschen) einige Besuche bei uns nötig um „an den Hund zu kommen“

Wem das Zuviel Aufwand ist- hat keinen unserer Hunde verdient. HART? Vielleicht. Aber ehrlich.

Um das ganze etwas praktischer darzustellen folgt eine kurze Beschreibung eines möglichen Vermittlungsablaufes:

  1. Kontaktaufnahme – telefonisch oder per Mail
  2. Persönliches Kennenlernen
  3. Gemeinsames filtern welcher Hund zur Persönlichkeit passen könnte – mit anschließender kurzen Vorstellung der Vermittlungshunde
  4. Intensive Vorstellung des „auserwählten“ Hundes mit gleichzeitiger vertiefender Beratung über seine Persönlichkeit, Eigenschaften, Macken, Angewohnheiten
  5. Den Hund lesen lernen bei gemeinsamen Aktivitäten, Füttern, Spaziergang, Bürsten usw.
  6. Probetag (je nach Bedürfnis bei uns oder schon auswärts)
  7. Probewohnen
  8. Endvermittlung
  9. Nachbetreuung

Bitte scheut euch nicht bei weiteren Fragen oder Unklarheiten uns einfach anschreiben. Gerne erklären wir ausführlicher!